Was Luftlöcher mit Business zu tun haben

Bevor ich mich selbständig machte, bin ich ein paar Jahre sehr gerne im Segelflieger geflogen, ein Gefühl der Freiheit, der Macht und auch des unglaublichen beschenkt werdens, ja ohne fliegen ohne Motor. Ein Stück aus dieser Erfahrung und Philosophie, hab ich mit in meine Unternehmen übernommen. Es hat sich gelohnt.

Zuerst ist das oben genannte ja mal eine etwas provokante Aussage oder Frage. Ja ich weiß. Doch lass mich das mal erklären.

Wer kennt nicht auch diese so genannten Luftlöcher, wenn das Flugzeug einfach mal absackt? Doch sind es keine Luftlöcher, sondern an dieser Stelle strömt die Luft vertikal, also von oben nach unten. So wie diese an anderer Stelle vertikal nach oben strömt. In der Regel ist es einfach die Thermik, diese entsteht, wenn z.B. auf einem dunklen Acker von der Sonne erwärmte Luft ab einer bestimmten Temperatur nach oben strömt.

Erwische ich so eine Thermik, kreise ich möglichst lange in diesem Bereich und lasse mich höher und höher hinauftragen. Ich wurde gefragt, woher ich denn weiß, wo die Thermik ist. Nun ja, bin ich in der Nähe des Bodens, kann ich auf Grund der Beschaffenheit der Bodenfläche annehmen, dass es hier funktionieren könnte. Und wenn ich in der Nähe der Wolke bin, kann ich mich an der Wolke orientieren. Diese ist in der Regel das Resultat der Thermik, die ab einer bestimmten Höhe so weit abkühlt, so dass Nebel, also die Wolke entsteht. Ansonsten gibt es manchmal Hinweise von anderen Segelfliegern oder von Vögel, die die Thermik genauso ausnutzen.

Zum Fliegen: Was braucht es?

Klar ein gutes Flugzeug, genug Kenntnisse und Erfahrung, das Flugzeug zu steuern.

Wissen um Meteorologie, Aerodynamik, Navigation, Technik und Physik. Ach, fasst hätte ich noch die Vorschriften vergessen.

Was braucht es noch? Ja, jemand der mich hochzieht, an der Seilwinde oder mit dem Schleppflugzeug. Hier gilt: Eine gute Steigung schafft Höhe, eine zu steile Steigung wird schnell fatal. Hurra, dann bin ich oben. Nun kommt es darauf an, ob sich mein Können bewährt.

Doch noch etwas braucht es, ja die Thermik, den Aufwind, sonst bin ich nach wenigen Minuten wieder am Boden. Die Thermik kann ich nicht sehen, auch nicht hören, aber spüren. Am besten im Hintern. Die Insider wissen das. Dann zeigt das Variometer und der Höhenmesser es geht wunderbar nach oben.

Mehr Zeit, mehr Erfolg, weitere Strecken zu fliegen, Genuss pur. Doch auch geht es irgendwann am Ende des Tages zwangsläufig zur Erde zurück. Dann bin ich wieder angekommen und kann mich an diesem schönen Flug freuen.

Was hat das mit Business zu tun? Ohne ein vernünftiges Flugzeug ist es mit dem fliegen nichts. So wie für ein gutes Unternehmen wichtige Grundlagen vorausgesetzt werden. Ich meine mit guten Produkten, Dienstleistungen, mit einem guten Konzept und Ideen als Grundlage. Dass es ein Mindestmaß an Wissen und an Erfahrung braucht, dürfte auch klar sein. Selbst die Vorschriften sollten bekannt sein und eingehalten werden.

Ein Coach, ein Lehrer oder Mentor, der dir hilft, so richtig abzuheben und nach oben zu kommen, ist sehr hilfreich. Ohne den kann es mit dem Abheben schon schwierig werden. Steige beständig im richtigen Anstellwinkel, so mancher ist zu steil gestiegen und tödlich am Boden zerschellt. Wie im Flieger, so im Business.

Und wenn du oben bist, dann braucht es das gewisse Etwas, dieses Feingefühl, diese Sensitivität und die Gewissheit für die nächste Thermik. Ich vergleiche das mit meinem Glauben an diese höhere Macht, ich nenne sie Gott. Mit dem Begriff Gott entstehen leider völlig falsche Bilder. Ich hoffe du verstehst, was ich meine. Ich höre und sehe nicht, doch ich spüre sehr wohl und erlebe Gott an den Auswirkungen, auch im Geschäftsleben.

Im Business braucht es ganz besonders diese unsichtbare, ja geschenkte Energie, die trägt, emporhebt. Die diese wunderbaren Dimensionen eröffnet. Wenn es aufwärts geht, fliege langsam, nimm die Thermik mit, nimm im Business deine Kunden und Mitarbeiter mit, sei behutsam voller Vertrauen und du wirst mit weiteren Höhen belohnt. Wenn es abwärts geht, und das wird es auch mal sein, dann fliege schnell, stell die Nase noch steiler in Richtung Erde, konzentriere dich und bleibe gleichzeitig offen für den nächsten Aufwind. Dieser ist oft erstmal ganz zart, kaum wahrnehmbar, steuere in diese Richtung. Dann hast du wieder Aufwind und dein Flug geht weiter. Welch eine Freude.

Und am Ende des Tages, da darfst du gewiss sein, wirst du am Boden sein, dich erinnern, vielleicht auch ein bisschen stolz und dankbar sein. Doch am wichtigsten ist dein Herz, deine Würde, deine Werte gelebt zu haben.So bist du dein Leben.


Was Hören bedeutet

Als ich das erste mal einigermassen richtig und stereo hören konnte, hab ich weinen müssen. Da war ich 41 Jahre alt und hab bis dahin, immer nur Fragmente gehört, immer konzentriert, um aus dem wenigem was gehört wurde, eine einigermassen logische Kommunikation hin zu bekommen. Rücksichtnahme konnte es nicht geben, hat ja auch keiner verstanden. Am schlimmsten waren die Lehrer, ausnahmslos hatte Keiner Verständnis dafür, obwohl sie es alle wussten. Wer es bei irgend Jemand bemerkt, bitte Hände nicht vor dem Mund halten, laut, deutlich und etwas langsamer sprechen, bitte. Danke.

Ja, auch mit Handicap, lässt sich viel machen, es kostet nur ungleich viel mehr Energie und Disziplin. Viele Menschen sind unter uns und leben „ganz normal“ doch kostet es viel Konzentration und Kraft, um irgendwie dazu gehören zu können. An dieser Stelle möchte ich aufrufen, aufmerksam zu sein für Menschen die kaum etwas hören oder verstehen können. Gerade dann langsamer zu sprechen, nicht zu nuscheln und die Hand vor dem Mund wegzunehmen. Durcheinander sprechen, leise sprechen, schnell sprechen, lässt dem Menschen der wenig hört, keine Zeit zum rekonstruieren der gehörten Fragmente. Ich weiß von was ich schreibe…

Das tragen der Masken war für mich dann das „Aus der Kommunikation“. Ich weiss nun auch was Einsamkeit unter vielen Menschen bedeuten kann.

Gehörtes ist noch lange nicht verstandenes. Selbst bei geläufiger Sprache ist dies oft ein Dilemma. Bei Dialekten, wird es noch schwieriger.

Irgendwann kann es auch Dich erwischen. Ein Unfall, eine Entzündung oder Tinnitus können plötzlich in Dein Leben treten, aber auch langsam sich steigernde Lärm- oder Altersschwerhörigkeit können dazu führen und Du bist gezwungen damit zu leben. Ich selbst bin von Geburt an mit vermindertem Hörvermögen ausgestattet. Zu leben ist erst einmal möglich, viele denken sogar leichter möglich, schliesslich sind schwerhörige Menschen nicht so sehr dem Lärm ausgesetzt. Das ist eine allgemeine Annahme, die leider so nicht stimmt. Bei Tinnitus kommt natürlich oft dieser störender Geräuschton dazu der einen schier verrückt machen kann. Aber selbst bei Menschen mit leichten Hörbehinderung ist es sehr oft ein viel schwierigeres unterfangen, die Sprache, die Worte von anderen Menschen zu verstehen.

Ich schreibe hier bewusst Worte, denn Worte werden oft gar nicht verstanden. Ein annehmbares verstehen kommt erst durch die Sprachmelodie und der Vielzahl von Worten, die Rückschlüsse auf das womöglich Gesagte zulassen. Dass dabei durchaus auch mal was völlig Falsches angenommen bzw. interpretiert wird, liegt auf der Hand und ruft bei den anderen Menschen Verwunderung und Unverständnis hervor.

Gerade dann wenn Nebengeräusche wie in einer Gaststätte, im Restaurant das hören wohl möglich, aber das verstehen unmöglich macht. Der Gesprächspegel der sich in solcher Umgebung umgibt ist in der ähnlichen Ton-Frequenz, wie die Worte meines Gegenübers. Sehr störend sind auch Klimageräte, Lüfter, laufende Musik oder diese Kühltruhe und Kühltheken.

Es ist für mich unverständlich, dass diese Störgeräte überhaupt an Orten der Kommunikation des Wohlfühlens überhaupt aufgestellt und betrieben werden. Es ist schon oft vorgekommen, dass ich ein Lokal, ein Kaffee oder auch ein Restaurant, wieder verlassen habe. Es wird viele geben, die doch bleiben, ob diese so schnell wieder kommen ist eine andere Sache.

Nachhall oder kurz gesprochen Hall

In Räumen mit Hall (Nachhall) ist die Verständigung obwohl hoher Lautstärke ebenso stark eingeschränkt.

Das Hörvermögen ist oft ungleich auf beide Ohren verteilt. Richtungshören kaum möglich. Kommt die Sprache mit unterschiedlicher Verzögerung (Hall) bei nur einem Ohr an, ist eine Filterung von der echten Sprache und des Nachhalles nicht möglich. Woher kommt der Hall? Dieser entsteht in Räumen mit grossen, glatten und insbesondere harten Flächen vor. Eine leere Wohnung hallt, sowie Vorhänge, Teppiche oder Bücherregale in der Wohnung vorhanden sind, verschwindet der Hall.

Unverständlicherweise wird gerade in wichtigen öffentlichen Räumen überhaupt nicht auf den Hall geachtet. Obwohl der Richter im Gerichtssaal deutlich und laut spricht, verstehe ich durch den Hall nur Bruchstücke. Das ist gerade in solchen Situationen fatal. Da helfen auch besten Hörgeräte nicht. Bekannt ist den Architekten und Bauplanern das Thema durchaus. Warum es in Behördenräumen gerade zu auf die Spitze getrieben wird hat sich mir noch nicht erschlossen. Wer mehr über den Hall erfahren möchte, kann dies im technischen Teil weiter unten nachlesen.

Kommunikation.
Das Sprechen, das Hören und die damit verbundene Wahrnehmung und des Verstehens ist eine Voraussetzung für das soziale und kulturelle Leben des Einzelnen. Ein kompetentes Verhalten und eine offene ungezwungene Kommunikation ist für manchen Menschen kaum möglich. Auch wenn es so ausschaut als würde der Betroffene doch hören, bedeutet es noch lange nicht, dass dieser es verstanden hat. Sehr oft bedarf es noch eine weitere Gedächtnisleistung um aus den Fragmenten des verstandenen einen Zusammenhang herzustellen und um sich irgendwie noch am Geschehen beteiligen zu können.

Das geschieht in öffentlichen Bereichen, auf der Arbeit, aber ebenso im privaten Bereich. Ein guter Informationsaustausch ist einfach nicht mehr gegeben. Schriftliche Zusammenfassung ist für mich dann ein hilfreiches Instrument.

Von den Lippen lesen.
Von den Lippen lesen ist immer nur ein Teil der Kommunikation. Vollständig abzulesen ist nicht möglich. Aber durch die Umstände und der Interpretation sind schnell Rückschlüsse auf das gesagt möglich. Hier muss ich sagen, das bei vertrauten Personen die Verständigung ein viel besseres ist, erstens ist das Dialekt geläufig, zweitens ist schon alleine aus der Sprachmelodie vieles heraus zuhören und drittens sind die Lippenbewegungen geläufig und bekannt. Die Gesprächsthemen sind bekannt und eine entspannte Haltung begünstig das Verstehen weiterhin. Umgekehrt ist die Kommunikation mit fremden Personen um so schwerer. Vokale werden im Dialekt oft vertauscht, Teile der Worte werden weggelassen und die Sprachmelodie ist unterschiedlich. Mir persönlich geht es so, dass ich ohne wirklich gute Hörgeräte 30-60 Minuten brauche, bis sich beim zuhören nach und nach das Verstehen einstellt. Das geschieht automatisch im Kopf. Das Verstehen ist nicht mit dem Verstehen bei normal Hörenden zu vergleichen, es ermöglicht aber schon ein Verfolgen des Sprachinhaltes.

Gebärdensprache auf Skype/zoom
Gerne telefoniere ich auf Skype oder zoom, da die Verständigung über das sehen, nochmal erheblich gesteigert wird.

Ich durfte beobachten wie eine Frau mit Ihrem gehörlosen Bruder nur über die Gebärdensprache auf Skype kommunizierte, auch in welcher Geschwindigkeit dies möglich ist. Ich war echt beeindruckt. Beide kannten sich von Kindesbeinen an, beide beherrschten die Gebärdensprache wie ihre Muttersprache. Genial.

Scham.
Die Hörminderung war bei mir seit Kindesbeinen an mit Scham besetzt. Ich fühlte mich ausgeschlossen. Gespräche nicht oder nur langsamer verfolgen zu können, bedeutet für Andere „der hat eine lange Leitung“. Ich selbst kompensierte es oft in dem ich viel sprach. So lange ich redete wusste ich was Sache war. In der Beobachtung mit Mitmenschen erkenne ich relativ schnell, wenn jemand mit einer Hörbehinderung zu tun hat. Entweder beteiligt dieser sich nicht, oder die Person ergreift die Situation und behält die Redehoheit. Bei plötzlichen Ereignissen, wenn zum Beispiel etwas auf den Boden fällt und mit Lärm zu Bruch geht, ist auch hier eine Verzögerung zu erkennen. So beobachtete ich auch einmal eine komplett gehörlose junge Frau, die sich erst umsah, als sie die anderen Menschen, alle in dieselbe Richtung zu sehen, wahr nahm. Den Lärm hatte sie nicht gehört, aber an der Reaktion der anderen Menschen darauf rückgeschlossen, dass dort etwas passiert ist.

Sprachkompetenz.
Durch ein lebenslanges gemindertes Sprachverständnis ist die Sprachkompetenz begrenzter und auch die eigene Ausdrucksfähigkeit oft reduziert. Der Spracherwerb ist verzögert, damit einhergehend die Gesamtentwicklung des Kindes. Schlecht hörende Menschen sprechen bzw. beteiligen sich nicht mehr so sehr an Gesprächen oder sie reden fast unentwegt.

Schule.
Schulräume sind von der Schallsituation unglaublich schlecht. Ist das Klassenzimmer leer, also keine Schüler drin, ist es wohl still aber der Hall macht extrem zu schaffen. Sind viele Schüler im Raum nimmt der Hall mehr und mehr ab, aber gleichzeitig steigt der Geräuschpegel der Mitschüler. Der Geräuschpegel wird von den reflektierenden Wänden weiter von Wand zu Wand getragen und kommt als ein grosses unverständliches Gemenge, beim einseitig Hörenden bzw. hörverminderten Menschen an.

Das gleiche ist in Kindergärten zu beobachten, in der der Lärmpegel weit über die gesetzlichen maximal zulässigen Werte liegt. Hier wird im Grunde schon eine Lärmschwerhörigkeit gefördert.

Schallschutzwände und Materialien die Schall verschlucken, wären im Zuge der Gesamtbau-Massnahmen eines Kindergartens leicht umsetzbar, werden aber selbst bei Neubauten oft nicht berücksichtigt.

In der Schule musste ich die Erfahrung machen, dass wirklich kein einziger Lehrer auf meine Hörminderung Rücksicht genommen hat. Fragen an die Klasse habe ich manchmal erst über die Antwort rekonstruieren können. Im Diktat, bat ich die Lehrer, doch in Sichtweite so, dass ich auch des Lehrers Mund sehen konnte zu bleiben, da ich sonst nur Bruchstücke verstehe. Kein einziger Lehrer, obwohl es allen Lehrern bekannt war, hatte darauf Rücksicht genommen. Ich sass dann möglichst weit vorne um erstens den Lehrer besser hören und sehen zu können, aber auch wenn andere Mitschüler etwas sagten konnte ich mich umdrehen und ins Gesicht sehend, mehr Informationen erhaschen.

Sport.
Insbesondere Mannschaftssport wie Fussball oder Handball erfordern ein hören der Mitspieler, gleichzeitig ist ein ausgezeichnetes Richtungshören nötig. Die Augen konzentrieren sich auf den Ball auf die Gegner, der Zuruf des Mitspielers lässt mir den Blick in die Richtung einschliesslich dessen Anweisung eine Erfassung und daraus die schnelle Handlung zu. Turnhallen haben einen extrem hohen Hallfaktor. Im Freien wird durch die Windgeräusche oder Vielfaches Schreien der Mitspieler und des Publikums eine akustische Orientierung absurd.

Bahnhof, Durchsagen.
In den öffentlichen Bereichen insbesondere auf Bahnhöfen werden Sprachdurchsagen durch Hochdrucklautsprechern gemacht. Diese sind wohl laut, aber verstehen ist was anderes. Ich weiss dann aber, dass etwas wichtiges sein kann und frage meine Mitreisenden ob sie mir die Durchsage nochmal sagen können. In Stuttgart wartete ich auf den Zug, war auf dem richtigen Gleis, es kam aber kein Zug. Ich merkte, es kann doch nicht sein, dass sonst keine Mitfahrgäste sich zu dieser Zeit einfinden. Bin ich dann wieder an das Ende des Gleises gelaufen bin, um die Anzeigetafel zu prüfen. Die Mitteilung, dass sich das Gleis geändert hat, stand wohl da, für mich war es zu spät. Den Zug zu verpassen ist nicht so schlimm, beim Fliegen wird es schon kritischer. Auch bei Durchsagen im Zug ist es kaum möglich das gesprochene zu verstehen. Gott sei Dank sind immer mehr Züge mit Anzeigendisplays ausgestattet. Im Katastrophenfall sollten sich die Betreiber nicht nur auf die Lautsprecherdurchsagen verlassen. Wenn alle Menschen in ein und die selbe Richtung rennen, bekommt es der Hörverminderte schon mit, aber in einem Gewussel von vielen Menschen die sowieso schon hektisch laufen, entsteht in einem ein Grundstresspegel, weil einfach nicht klar ist, ob was los ist und wenn, was los ist.

Schlafen.
Beim Schlafen, dann ohne Hörgeräte ist es natürlich leise und angenehmer. Allerdings ist das Hörvermögen in den unterschiedlichen Frequenzbereichen sehr oft unterschiedlich. Wenn der Hund bellte, war ich sofort wach. Das Brummen der Autos konnte ich gut hören. Aber wenn eines unserer Kinder weinte, wimmerte, oder ein Rauchmelder piepste weckte es mich nicht auf und selbst wenn ich geweckt wurde, musste ich nachfragen. Die typischen Sirenengeräusche von Brandmeldeanlagen etc. würden mich nicht aufwecken. Was für viele Menschen ein unerträglicher Ton ist, kann ich und ich spreche im Namen von vielen Menschen, kaum wahrnehmen. So ein bisschen Verunsicherung entsteht da auch schon mal. Mein Wecker bzw. mein smartphone hat eine Melodie die den ganzen Tonhöhenbereich abdeckt. Die piepsenden Wecker sind für unsereins wie mich unbrauchbar.

Lärmempfindlichkeit.
Selbst mit einer Hörbeeinträchtigung, können bestimmte Geräusche oder Lärmsituationen unerträglich empfunden werden. Ein guter Hörgeräteakustiker und entsprechende Hörsysteme vorausgesetzt, stellt dies auch entsprechend im Hörgerät ein. So werden in den jeweiligen Frequenzen die Lausstärkepegel angehoben, ab einer bestimmten Stärke aber wieder runter geregelt bis dahin, dass es keine Verstärkung mehr gibt. Sind die Frequenzbänder breit wird natürlich auch wichtiges mit weggeregelt. Beispielsweise bleiben in der Diskothek meine Hörgeräte einfach aus. Ist die Musik im Konzert zu laut, wird schnell auch mal zu schnell runter geregelt oder im umgekehrten Fall gehen die Hörgeräte in die Rückkopplung was mit einem Pfeifton unangenehm in meinen Ohren ertönt.

Hören mit Smartphone, Telefon, Radio, Fernseher
Kopfhörer für die Handys gibt es nicht mehr mit Balance. Noch in den 70er und 80er Jahren konnten diese erstanden werden. Telefonieren oder Musik hören, geht nur bei gleicher Lautstärke auf beiden Ohren. Nun gibt es auch Hörgeräte die per Funk mit dem Smartphone hören. Eine feine Sache. Mit dem Apple geht das direkt. Mit anderen Smartphones z.B. mit Android braucht es nochmal ein Zwischengerät, welches um den Hals gehängt werden muss. Dieses Zwischengerät kann auch für den Fernseher verwendet werden. Leider gibt es eine minimale Sprachverzögerung, so dass sich die Lippen schon früher bewegen, als die Sprache ankommt.

Leises sprechen ist für den Hörbeeinträchtigten, wie ein Ausschluss, wie Ausgrenzung, …

Einsamkeit, Gefühl der Ablehnung.


Vorsehung – oder einfach Glück gehabt

Es ist das Jahr 1986, ich war 25 Jahre alt und arbeitete als Elektrotechniker im Tunnel. Der Tunnel der vom ICE auf dem Weg von Fulda nach Würzburg durchfahren wird. Knapp 6,5 km lang, meine Seite, bei Kalbach (in der Nähe von Fulda). Dieser Tunnel wurde von beiden Seiten gebohrt und sollte sich dann irgendwann treffen. Was ich absolut spannend fand und als eine echte Ingenieurleistung fand. In einer leichten Kurve mit leichtem Gefälle ging es auf der Nordseite hinein. Es war eine harte Zeit unter extremen Belastungen. Es wurde mit je einem tödlichen Unfall je Kilometer kalkuliert. Ich kam dort hin, nachdem zwei Elektriker verunglückt waren, einer davon querschnittsgelähmt. Doch die Bezahlung war extrem gut, meine Chance zu etwas Geld zu kommen einmalig für mich. Ja ich hatte auch meine Angst, dass mir was passieren könnte. Vorsicht, ständige Aufmerksamkeit und Vermeidung jeglicher möglichen Gefahr. Trotzdem gehörte auch Mut dazu. Als ich das erste mal von einem Fahrer mit hinein genommen wurde stand ich auf Kisten mit Sprengstoff. Das war höchst unangenehm zu erleben wie die Kisten durchgeschüttelt wurden teilweise hin und her kippten und ich mitten drin. Ich erzählte drinnen von dem verrückten Fahrer. Dort wurde mir dann gezeigt, dass meine Angst da unbegründet war. Buh.

Mein Wunsch mich einmal selbständig machen zu können trieb mich weiter und weiter.

Meine Frau lag damals schwanger mit meiner Tochter im Bauch im Krankenhaus. Wenn ich sie besuchte, schlief ich oft auf ihrem Bett ein. So arbeitete ich 6 Monate dort mit zwischen 320 bis 340 Stunden je Monat. Oft 24 Stunden am Stück, manchmal auch 36 Stunden mit Pausen zum Essen, die von mir sofort auch für Nickerchen genutzt wurden. So konnte ich auf meinem Konto nach diesen 6 Monaten 50.000,-DM mein eigen nennen. Dies war dann mein Startkapital für meine Selbstständigkeit.

Es gab immer wieder brenzlige Situationen und ich bin froh diese Zeit gut überstanden zu haben. Manchmal rissen Befestigungsschrauben der provisorischen Wandkonstruktion ab und flogen wie Geschosse durch den Tunnel. Nur einmal war ich in der Nähe als so ein Geschoss an die Wände knallte. Das wurde von erfahrenen Kollegen schon als normal betrachtet. Ich wurde dann darüber aufgeklärt wie so etwas passiert und war überrascht wie viele Schrauben auf den paar Kilometer abgerissen waren.

Nun zurück zu dieser besonderen Situation:

Bei Km 2,7 war meine Arbeit, die Verlängerung der Versorgungsleitung. Das sind Kabel so dick wie meine Unterarme, die an einem Verteilungskasten anzuschließen waren. Die Adern sind daumendick und können nur mit Kraft und entsprechendem Werkzeug bearbeitet werden.

Dieser Verteilerkasten war an der Tunnelwand wo auch die Stromleitungen entlang verliefen, montiert.

Nun gab es quasi wie ein Gehsteig von etwa 1,5 m Breite. Dann kam der Fahrweg auf dem die LKW`s entlang fuhren, um die Erde und Steine, einfach den Aushub der tief im Tunnel abgebaut wurde, nach draußen zu transportieren.

Etwas ganz normales, alle paar Minuten fuhr ein LKW vorbei. Ich arbeitete da an der Verteilung bereits über eine Stunde.

Plötzlich bekam ich den Impuls inne zu halten, ein Gefühl, wie eine Bedrohung kam über mich. Ich schaute mich um, da war aber erstmal nichts. Dann sah ich den nächsten LKW gefahren kommen.

Auf dem Kipper, oben auf der Erde lag ein großer Stein. Fast würfelförmig, etwa 70 x 70 x 80 cm groß. Ich dachte, oh wenn dieser Stein runter fällt , das ist vielleicht die Gefahr.

Ich stellte meine Füße direkt an die Wand, zog mich mit meinen Händen an der Verteilung so weit als möglich an die Wand und wartete bis der LKW an mir vorüber ist.

Es gab einen Schlag hinter mir, der LKW fuhr weiter, der Fahrer merkte nichts davon. Ich versuchte mich umzudrehen und konnte mich nur erstmal direkt auf den Stein setzen. Mein linker Fuß oder viel mehr mein Schuh war noch zwischen der Wand und dem Felsen eingeklemmt. Nichts passiert, den Schuh konnte ich raus drehen. Nun sitze ich erstmal auf dem Stein, der mir wie eine hohe Sitzgelegenheit direkt vor meiner Verteilung lag. Meine Gedanken fliegen, meine Gefühle rasen. Währe ich nur 30 cm weiter zurückgestanden. Ich wäre vollständig erschlagen gewesen. Dann die Stille, der LKW war schon weiter weg, der nächste war noch nicht soweit. Ich saß still und fragte mich, was war das, eine Vorsehung? Wie kam dieser Impuls in mich. Wie wusste ich, genau das Richtige zu tun. Es war so knapp. Mein Gott.

An Gott glaubte ich damals nicht so wirklich, na ja könnte sein, aber vielleicht auch nicht. Immer diese Zweifel, ihr kennt das sicherlich. Es konnte aber auch keine Telepathie sein, schließlich hatte ich schon darüber gelesen. Aber hier war ein Schutz über mir. Gleichzeitig fragte ich mich, der Stein hätte ja auch wo anders heruntergefallen sein können, warum gerade hier. Nun eine direkte Antwort hab ich nicht bekommen. Was geblieben ist, ein Gefühl, ein Gefühl von Dankbarkeit und Respekt von dieser unsichtbaren Welt. Und ich sollte vielleicht etwas lernen. Ich lernte, dass es keine Selbstverständlichkeit ist zu leben. Dass ich dankbar sein kann für jeden Augenblick. Ich lernte aber auch meiner inneren Wahrnehmung zu vertrauen und diese nicht einfach so weg zu tun.

Ich lief dann zum nächsten Feldtelefon und bestellte einen Bagger der mir den Felsen weg transportierte und arbeitete dann weiter. Immer wenn ein LKW angefahren kam schaute ich kurz auf, doch keiner war so beladen, dass so etwas wieder passieren konnte.

Zwei Wochen nachdem ich nicht mehr dort gearbeitet hab, wir waren 3,5km drin, sind dann zwei meiner Arbeitskollegen tödlich verunglückt. Diese sind von herunterfallenden Steinen erschlagen worden.

Wenn ich heute mit dem ICE diese Strecke fahre, gedenke ich an meine Kollegen, an meine Zeit und bin immer wieder dankbar für die Vorsehung, die ich erleben durfte.

Heute weiß ich viel mehr, was so zwischen Himmel und Erde ist, weiss nun zu spüren und wahrzunehmen, zu hören, vor allem besser zu interpretieren.